Rezension,  Urban Fantasy

Das unsichtbare Leben der Addie Larue

Handlung:

Adeline Larue wächst in einem kleinen Dorf in Frankreich im 16. Jahrhundert auf. Schon früh begleitet sie ihren Vater mit Freude auf den Markt, wo er seine Schnitzereien verkauft. Das weckt in ihr den Freiheitsdrang und führt dazu, dass sie allen Jungen, die sich in sie verlieben, aus dem Weg geht, um einer späteren Heirat zu entkommen. Sie hasst die Vorstellung, sich an einen Mann und an das Dorf zu binden, denn das würde bedeuten, dass sie für immer dortbleiben müsste. Doch als sie älter wird, kann sie den Erwartungen im Dorf nicht mehr standhalten und sich der Heirat nicht mehr widersetzen.

An ihrem Hochzeitstag wagt sie den verzweifelten Versuch, zu fliehen, und in ihrer Angst betet sie zu den Göttern der Dunkelheit, vor denen sie immer gewarnt wurde. Sie sieht keine andere Möglichkeit, als mit dem Schatten persönlich eine Abmachung einzugehen. Er schenkt ihr die Freiheit und das ewige Leben, doch der Preis dafür ist hoch: Von nun an wird sie von allen vergessen, denen sie begegnet. 300 Jahre lebt sie ein freies, aber einsames Leben, bis sie Henry trifft, einen jungen Mann, der sich an sie erinnert…

Meinung:

Addie Larue ist ein sehr nachdenkliches Buch. Durch die mysteriöse Stimmung konnte mich die Geschichte von Anfang an in ihren Bann ziehen. Man begleitet Addie durch die Jahrhunderte und bekommt somit ganz viele Einblicke in ihre Erlebnisse und Gedanken. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzten und fand es interessant zu erfahren, welche historischen Ereignisse und Umschwünge sie mitbekommen, und wen sie alles kennengelernt hat. Die Idee fand ich sehr gut umgesetzt, da Addies Fluch, vergessen zu werden, aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird.

„Adeline hatte ein Baum sein wollen. Wild und tief wachsen, niemandem gehören, außer der Erde unter ihr und dem Himmel über ihr.“

Teilweise zog sich die Geschichte für mich aber in die Länge, durch die vielen Szenen in der Vergangenheit und ihren Auseinandersetzungen mit Luc, dem personifizierten Schatten. Ich wollte einfach mehr von der Gegenwart lesen, über ihre Beziehung mit Henry. Die Nebencharaktere fand ich alle authentisch beschrieben, doch leider spielten sie in Addies Leben meist nur eine Rolle als ihr/e Liebhaber/in und hatten nur kurze Auftritte. Ich hätte gerne mehr über sie erfahren. Zum Beispiel über die lebensfrohe, künstlerisch-chaotische Sam, den sympathischen Toby und den neugierigen Remy.

Der Schatten hat gemischte Gefühle in mir hervorgerufen. Er ist geheimnisvoll und irgendwie anziehend, doch auch unberechenbar und gefährlich. Scheinbar zuvorkommend, will er die Situation immer zu seinem Vorteil ausnutzen. Seinen Charakter und die Beziehung zu Addie fand ich sehr gut ausgearbeitet, da er für düstere Überraschungen gesorgt hat und ich nie so richtig wusste, wie ich zu ihm stehen soll…

Die Geschichte wird getragen von einer gemütlichen, melancholischen Atmosphäre und einem poetischen Erzählstil. V.E. Schab nutzt viele schöne Metaphern, um Gefühle zu verbildlichen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und habe es genossen das Buch gemütlich unter der Decke mit dem Geräusch von Regen, der aufs Fenster prasselt, zu lesen. Die Geschichte wird von einem allwissenden Erzähler geschildert, der einen durch die Jahre führt und immer wieder kleine Zeitsprünge unternimmt, jedoch nie zu viel verrät.

Die Handlung fließt mal langsam mal schnell, aber stetig, genauso wie das Leben. Es gibt keine Actionszenen, dafür aber die Farbpalette der Gefühle und erst zum Ende hin, erfährt man, worauf es hinausläuft. Ich habe das Buch als ruhig und nachdenklich empfunden, aber auch als inspirierend. Nicht nur, weil es viel um Kunst, Musik, Bücher und Theater geht, sondern auch, weil es das Leben in Kontrasten zeigt. Das Positive und das Negative. Als ich das Buch durchgelesen hatte, hatte ich das Gefühl, als würde ich in den Sternenhimmel gucken und mir alle Möglichkeiten offen stehen…

„Heutzutage schauen alle nur nach unten. Es ist schön, mal jemanden nach oben schauen zu sehen.“ – Sam

Fazit:

Das unsichtbare Leben der Addie Larue ist eine Geschichte über das Vergessen und Erinnern, über die Kunst und Inspiration, über Spuren und darüber, seinen Platz im Leben zu finden. Ich empfehle das Buch allen, die ruhige und nachdenkliche Geschichten mögen und, die einen motivierenden Anschubs brauchen. Ihr schafft das, was ihr euch vornehmt!

Eure Anouk

Fakten:

TitelDas unsichtbare Leben der Addie Larue
AutorinV.E. Schwab
VerlagFISCHER Tor
Erscheinungsjahr2021
Seitenzahl591
Preis18,00 €

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