High Fantasy,  Rezension

Tale of Magic – Eine dunkle Verschwörung

Achtung! Spoiler für alle, die den ersten Band von Tale of Magic noch nicht gelesen haben!

Handlung:

Brystal hat es geschafft. Sie hat das Magische Land gerettet! Jetzt ist also alles wieder gut – sollte man meinen. Die magische Realität hat sich jedoch keineswegs beruhigt, denn Brystals Taten stoßen nicht überall auf Zustimmung. Während die einen „Magic matters“ rufen, rotten sich andere im Geheimen gegen die neue Bewegung zusammen. Ganz vorne mit dabei ist die Bruderschaft der Gerechten. 333 maskierte Männer, die sich weder kennen, noch kennenlernen wollen. In aller Distanz vereint sie dennoch ein Ziel: Die magischen Wesen zu vernichten.

Diese schrecklichen Pläne dringen nicht sofort zu Brystal durch. Zusammen mit dem Rat der Feen reist sie durchs Land und unterstützt die Dorfgemeinschaften, wo sie kann. Zudem nimmt sie wieder Kontakt zu ihrer Familie auf, als ihr Bruder heiratet, und verliebt sich Hals über Kopf auf der Feier in den attraktiven Prinz Gallivant – der ihre Gefühle zu teilen scheint.

Doch obwohl Brystal nach außen stets frei und unbeschwert wirkt, ist ihr Inneres von Selbstzweifeln und Sorge zernagt. Immer mehr belastet sie die Verantwortung, welche sie trägt, in so einem Ausmaß, dass sie nicht mehr glücklich ist. Als dann auch die mysteriöse Mistress Mara in der Akademie auftaucht und versucht, Feen für ihre Hexenschule abzuwerben, wird Brystal alles zu viel. Wird sie es dennoch schaffen, die perfiden Pläne der Bruderschaft zu durchschauen?

Meinung:

Tale of Magic 1 konnte ich schon zu meinen Highlights zählen. Als ich nun endlich den zweiten Band in den Händen hielt, war ich super aufgeregt, wie es im magischen Land nun weitergeht. Und es geht nicht nur weiter – die Ereignisse überschlagen sich! Gleich im Prolog lernte ich die Bruderschaft der Gerechten kennen, wobei ihr Titel in keiner Weise gerechtfertigt ist. Sie planen nicht weniger, als alle magischen Wesen auszurotten, um die Menschen zu den alleinigen Herrschern über das Magische Land zu machen. Diese Pläne fand ich so grausam, dass ich erst einmal komplett sprachlos war. Brystal hatte so viel geopfert, um der magischen Gemeinschaft mehr Gleichberechtigung zu ermöglichen – und nun dachten sich 333 Männer mit Masken einen Massenmord an der magischen Gemeinschaft aus. Das hat mir erst einmal große Angst gemacht, gleichzeitig wusste ich jedoch auch: Wenn eine es schaffen kann, diese Pläne zu durchkreuzen, dann ist es Brystal.  

Ich mochte Brystal schon im ersten Band unglaublich gern. Sie war eine starke Protagonistin mit so viel Mut und Willenskraft, die auch in den schwierigsten Situationen nicht aufgegeben hat. Dafür bewundere ich sie noch immer sehr. Im zweiten Band drängt sich jedoch auch noch eine zweite Seite ihres Gemüts in den Vordergrund. Eine Seite, die zweifelt, die sich sorgt, die Angst hat. Das hat aber keineswegs meine Meinung über sie gewandelt. Im Gegenteil. Es hat sie umso authentischer gemacht. Als sie dann jedoch immer unglücklicher wurde, war für mich klar. Das ist keine kleine Traurigkeit, die sich mit dem nächsten Lachen wieder verflüchtigen wird. Das ist echte Depression.

Diese Erkenntnis hat mir große Sorgen bereitet. Wie viel hätte ich gegeben, um zwischen die Buchseiten springen zu können und ihr wieder neuen Mut zu geben. Gleichzeitig wurde ich jedoch auch misstrauisch. Wie wahrscheinlich ist es schließlich, dass Brystals Depression durch Zufall mit dem Erstarken der Bruderschaft der Gerechten zusammenfällt? Überhaupt nicht. Deswegen ein kleiner Spoiler, der für mich jedoch Anlass zu Kritik gibt. Brystals Depression hängt mit einem Fluch dunkler Magie zusammen. Das fand ich…schwierig, gerade im Anbetracht dessen, dass es sich um ein Kinderbuch handelt. Denn wenn man sich in diesem Genre als Autor mit dem Thema Depression beschäftigt und das Wort auch benennt, sollte die Botschaft am Ende nicht sein: Wer an Depression leidet, der ist verflucht. Als jugendliche Leserin kann ich das Wort Depression natürlich entsprechend einordnen und weiß, dass das natürlich nicht so ist. Wer jedoch erstmals in diesem Buch mit der psychischen Erkrankung konfrontiert wird, könnte das meiner Meinung gänzlich anders interpretieren. Hier hätte ich mir mehr Aufklärung von Chris Colfers Seite gewünscht.

Auch die anderen Charaktere habe ich im 2. Band wieder sehr ins Herz geschlossen. Besonders Lucy und ihr Talent, immer wieder für Chaos zu sorgen, habe ich liebgewonnen. Hatte sie im ersten Band eher eine Rolle als „wichtiger Nebencharakter“, tritt sie im zweiten Band mehr in den Vordergrund. Selbst die Perspektive des Erzählers ist an manchen Stellen verstärkt auf sie gerichtet und begleitet sie bei ihren Erlebnissen in der Hexenschule von Mistress Mara. Diesen sehr dunklen, skurrilen und doch witzigen Ort durch Lucys Augen zu betrachten, fand ich super spannend und lustig. Ich hoffe, dass sie auch im Finale mit ihrem einzigartigen Wesen stets an Brystals Seite sein wird.

Obwohl durch Brystals Zustand die Stimmung im Buch an manchen Stellen schwer und traurig ist, konnte das dem humorvollen Charakter der Reihe nichts nehmen. Chris Colfer schafft es auch in diesem Band, mit seinem eigenen Witz zu überzeugen und den Leser mehr als einmal zum Lachen zu bringen. Mit seinem lockeren Schreibstil, kombiniert mit detaillierten und skurrilen Beschreibungen, bin ich nur so durch die Buchseiten geflogen. Dadurch kamen mir die 333 Seiten (Zufall? 😨) noch kürzer vor, als sie sowieso schon waren. Die Spannung steigerte sich unglaublich schnell, eine Wendung nach der anderen charakterisierte die Handlung und ein waschechter Cliffhänger rundet das Buch perfekt ab. Ich bin wieder absolut begeistert und kann euch nur empfehlen, Brystal auf ihren Abenteuern weiter zu begleiten.

„So wie das Wetter haben auch Menschen ihre Jahreszeiten – wir alle haben Zeiten des Regens und Zeiten des Sonnenscheins – aber wir dürfen nicht zulassen, dass ein besonders harter Winter unseren Glauben an den Frühling zerstört, sonst kommen wir aus dem Schnee nicht mehr heraus.“ – Madame Weatherberry

Fazit:

Tale of Magic 2 ist für mich eine gelungene Fortsetzung mit ganz viel Spannung und Authentizität. Chris Colfers Humor macht das Buch wieder zu einem einzigartigen Leseerlebnis, dass ich in jedem Kapitel voll und ganz auskoste. Dennoch finde ich es schwierig, wie sich Chris Colfer mit dem Thema Depression auseinandersetzt. Das hat meiner Begeisterung leider einen Dämpfer verpasst. Trotzdem freue ich mich schon sehr auf das große Finale der Reihe und bin schon sehr gespannt, wie Brystals Abenteuer nun weitergehen wird.

Fakten:

TitelTale of Magic – Eine dunkle Verschwörung
AutorChris Colfer
VerlagSauerländer
Erscheinungsjahr2021
Seitenzahl333
Preis17 €
Band2

Eure Jasmina

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