Rezension,  Urban Fantasy

Das Labyrinth des Fauns

Handlung:

Spanien 1944: Es war einmal ein Mädchen das den Namen Ofelia trug. Ein Mädchen, das sich mit ihrer hochschwangeren Mutter aufmacht in die Berge, um einem grausamen Mann einen Sohn zu schenken. Von nun an soll sie die knarzende Mühle im Wald ihr zu Hause nennen und ebendiesen Mann Vidal ihren Vater. Während ihre Mutter blind vor Liebe und Schmerz versucht Vidals Gunst zu erlangen, sieht Ofelia hinter den Augen des Mannes den gierigen Wolf, der einzig seinen Sohn und den Krieg seiner Truppen im Kopf hat. In Hass und Verzweiflung sucht sie Zuflucht zwischen den wispernden Bäumen und lässt sich von einer mystischen Kreatur in die Klauen eines steinernen Labyrinths geleiten. Wo zunächst nur die Mauern ihr zerrissenes Herz verdunkeln, begegnet sie dem Faun Pan. Er hält sie für die Prinzessin des unterirdischen Reiches und trägt ihr auf, ihre Bestimmung in drei Prüfungen unter Beweis zu stellen. Immer weiter wird sie so in die magische Welt hineingezogen, während die Realität um sie herum gänzlich aus den Fugen gerät…

Meinung:

Ofelia zeigt sich als mutige Hauptfigur des Buches, die stets auf die Magie des Lebens harrt. Trotzdem ist sie oft von Zerrissenheit und Verzweiflung gezeichnet, die sich in starrem Misstrauen niederschlagen. Sie ist fokussiert auf ihre 3 Prüfungen und vernachlässigt dabei ihre schwangere Mutter, die so oft die Schritte der Gevatterin Tod im Ohr hat. Cornelia Funke und Guillermo del Toro haben so mit Ofelia ein Mädchen in Worte gefasst, das keine typische Buchheldin darstellt und mich trotzdem als Leserin in jeder Weise fasziniert hat. Der kämpferische Geist, der erst von egoistischen Zügen geprägt ist und sich dann in Fürsorge wandelt, hat den Charakter zu etwas ganz Besonderem gemacht, der mit jeder Seite ein Stückchen mehr über seine Grenzen hinausgewachsen ist. Auch die anderen Charaktere aus der Feder der Autoren waren einzigartig und von detaillierter Ausarbeitung geprägt. Ihr vielschichtiges Wesen hat die Geschichte ausgemacht und ihr sowohl Brutalität und Zorn, als auch Sanftheit und Poesie geschenkt.

Der Schreibstil von Cornelia Funke ist voll von Poesie und sprachlicher Resonanz. Die Wörter auf den Seiten haben keine Sätze, sondern lebendige Bilder geschaffen, nicht selten habe ich das Knarzen der alten Mühle zwischen den Kapiteln gehört. Auch die Märchen aus vergangener Zeit, welche zwischen den Kapiteln harren, sind voller Fantasie und bieten der düsteren Erzählung ein mystisches Bühnenbild, dass zwar nur den Hintergrund der Handlung darstellt und sich doch immer mehr in den Handlungsstrang eingliedert.

Neben der Wörterwelt lassen auch die detaillierten Illustrationen den Leser/die Leserin immer tiefer in die Geschichte eintauchen und selbst die flüsternden Wälder der alten Mühle erkunden. Sie laden ein, zwischen den Kapiteln zu verweilen und die eigene Fantasie mit den Bildnissen zu bereichern.

In consiliis nostris fatum nostrum est. – In unseren Entscheidungen bestimmt sich unser Schicksal

Fazit:

Das Labyrinth des Fauns ist ein düsteres Märchen voller mystischer Elemente und vielschichtiger Charaktere. Eine fantastische Welt gesponnen aus poetischen Worten, welche nie an Spannung verloren hat. Es ist ein Buch für alle, die sich nicht zu schnell gruseln und Guillermo del Toros oscaprämiertes Meisterwerk „Pans Labyrinth“ in literarischer Form neu entdecken wollen.

Fakten:

TitelDas Labyrinth des Fauns
AutorenCornelia Funke und Guillermo del Toro
VerlagFischer
Erscheinungsjahr2019
Seitenzahl318
Preis20,00  

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