High Fantasy,  Rezension

Bestickt mit den Tränen des Mondes

Handlung:

Maia Tamarin ist das Unmögliche gelungen. Aus dem Blut der Sterne, den Tränen des Mondes und dem Lachen der Sonne hat sie die magischen Kleider Amanas genäht. Sie ist im Besitz einer Macht, die jegliche Vorstellung übersteigt. Doch die göttlichen Kräfte hatten ihren Preis. Tag für Tag bekommt der Dämon Bandur mehr Einfluss auf sie. Fremde Stimmen zerstreuen ihre Gedanken, flüstern ihr leere Versprechen und Ängste zu. Maia hat nur ein Ziel: Solange wie möglich sie selbst zu bleiben. Doch besser als jeder andere weiß sie, dass sich die schleichende Verwandlung nicht mehr aufhalten lässt.

Dabei braucht A’landi sie mehr denn je. Als die Hochzeit zwischen Lady Sarnai und Kaiser Khanujin von unerwarteten Ereignissen belgleitet wird und fehlschlägt, ist der Krieg zwischen dem Kaiser und seinem Rivalen, dem Shansen, unausweichlich. Als die ersten Truppen zusammengezogen werden, ist für Maia eindeutig: Nur mit Edans Hilfe wird es dem Kaiser gelingen, zu siegen. Mit allem Mut, den sie aufbringen kann, flieht Maia zusammen mit Ammi, einer Küchenmagd, aus dem Palast. Ihr Ziel: Die Tura-Berge, wo Edan gerade seine Magier-Ausbildung abschließt.

Maia kennt die verschlungenen Pfade zum alten Kloster. Doch der Ruf der Dämonen und Geister drängt sie in Richtung der Inseln Lapzur. Maia wünscht sich nichts mehr, als das Band zu Bandur endgültig zu zerstören, aber ist das wirklich möglich? Und kann der Kaiser überhaupt ohne ihre dämonische Kraft über den Shansen siegen?

Meinung:

Wie habe ich der Fortsetzung entgegengefiebert! Fast ein Jahr musste ich warten, bis ich erneut in die magische Welt A’landis eintauchen konnte. Von den ersten Seiten an war ich gefesselt, gefangen in der einzigartigen Stimmung, die Elizabeth Lim mit Feder und Tinte formt. Wer denkt, dass er im ersten Band schon alle Facetten des mystischen Ortes erkundet hat, irrt sich gewaltig. Auf Maias Reise beginnen ganz neue Landschaften zwischen den Seiten zu erblühen, doch auch bereits bekannte Gefilde nahm ich im Würgegriff des Winters auf andere Weise wahr. Trotz allem geht die Schönheit dieses Ortes mehr und mehr im Buch verloren. Seien es Krieg und Gewalt, die A’landi an sich reißen, oder die Perspektive der Autorin, deren Liebe zum Detail gerade zum Schluss etwas leidet.

Schon in den ersten Kapiteln wirkte die Handlung auf mich etwas verworren. Wichtige Details werden ausgespart, große Ereignisse in wenige Sätze gefasst. Dadurch habe ich zwischenzeitlich den Überblick über einzelne Geschehnisse verloren und konnte Reaktionen von Kaiser Khanujin und anderen Charakteren am Hof nicht mehr nachvollziehen. Auch Maias Wesen entglitt mir immer mehr. Natürlich weiß ich als Leserin, dass ihr selbst durch den Dämonen Bandur stark beeinflusst wird. Trotzdem habe ich ihre Stärke, ihre Selbstlosigkeit und auch ihre Liebe zur Kreativität in diesem Band sehr vermisst. Stattdessen wirkt sie unsicher, handelt überstürzt und ist in vielen Situationen unselbstständig, auch zu einem Zeitpunkt, an dem Bandurs Einfluss nur geringe Auswirkungen besitzt. Das fand ich wirklich schade und sehr bedauernswert.

Neben dieser Kritik muss ich aber auch anerkennen, wie viel Willenskraft die junge Frau bis zum Schluss aufbringt. Mit allen Mitteln versucht sie, die dämonischen Stimmen in ihren Gedanken zu ignorieren und auch von ihrer dunklen Macht keinen Gebrauch zu machen. Das erfordert wirklich große Disziplinen, gerade weil die Situationen, denen Maia trotzen muss, in unvorstellbarerer Gefahr getränkt sind. Denn sie ist zwar aus dem Palast geflohen, ihre Treue gehört aber weiterhin A’landi. Ein Land, dass sie nur bewahren kann, wenn sie nicht zu früh die Kontrolle über sich und ihre Ziele verliert.

Ihr Innerstes kann Maia zum Teil noch bewahren. Ihr Äußeres jedoch unterliegt fremden Willen. Zunächst sind es nur ihre Augen, die rot wie brennende Kohlen schwelen. Dann beginnt sich ihr Körper Stück zu verwandeln. Es ist ein Prozess, der mich mit viel Sorge und Furcht erfüllt hat. Wäre ich als ahnungslose Protagonistin Maia begegnet, hätte ich so schnell es geht das Weite gesucht. Anscheinend war ich mit diesen Empfindungen anfangs aber alleine. So spricht beispielsweise ihre Begleiterin Ammi ihre roten Augen noch nicht einmal an, reist weiterhin mit ihr, obwohl auch sie weiß, dass es sich dabei um ein Indiz dämonischer Macht handelt.

Selbst als Maia sie in einem Moment ohne jegliche Selbstkontrolle schwer verletzt, bleibt sie weiterhin bei ihr, wenn auch auf Abstand. Das könnte man eventuell als bedingungslose Freundschaft interpretieren. Doch für mich erschien das Band zwischen Maia und Ammi im ersten Band viel zu rissig, um in dieser Situation Bestand haben zu können. Gerade in solchen Momenten war ich sehr kritisch der Geschichte gegenüber. Denn realistische Charaktere sind für mich das Fundament einer gelungenen Erzählung.

„Du veränderst dich jeden Tag. Du siehst mehr und mehr wie eine Dämonin aus, und ich weiß, dass die Stimme in dir immer lauter wird. Aber dein Herz gehört dir, Maia. Es wird sich nicht verändern, solange du daran festhältst.“

Fazit:

Ich hatte mir wirklich viel von der Fortsetzung des großartigen ersten Bandes versprochen. Leider sind meine Erwartungen jedoch bei Weitem nicht erfüllt. Zwar fehlt es dem Buch keinesfalls an Spannung und einer facettenreichen Welt, doch die Gedanken und Handlungen der Charaktere blieben mit unnahbar und fremd. Es ist schade, dass ich mit kritischer Stimme enden muss, denn ich bin fest überzeugt, dass Elizabeth Lim außergewöhnliches Potential hat. Ich hoffe sehr, dass sie dieses nutzen und uns schon bald mit einer weiteren Reihe aufs Neue verzaubern wird.

Fakten:

TitelBestickt mit den Tränen des Mondes
Autorin Elizabeth Lim
VerlagCarlsen
Erscheinungsjahr2021
Seitenzahl398
Preis16,00
Band2

Eure Jasmina

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